Die Altbuddhistische Gemeinde – Georg Grimm

Die Altbuddhistische Gemeinde wurde im Jahr 1921 von Georg Grimm und Karl Seidenstücker gegründet. In ihrer Blütezeit war die Altbuddhistische Gemeinde „eine Zufluchtsstätte für jeden, der im Buddhadhamma (der Buddhalehre) eine religiöse Heimat gefunden hat.“ (YĀNA 1996, S. 185).
Der Frühbuddhismus von Georg Grimm fand durch die herzliche Gemeinde mit ihrer zuvorkommenden Art zahlreiche Freunde und Anhänger.
Nach dem Tode von Georg Grimm im Jahr 1945 übernahm seine Tochter Māyā Keller-Grimm die Leitung des Ordens, zusammen gründeten sie den Ältestenrat.
Um die Nachkriegszeit entwickelte sich die Altbuddhistische Gemeinde noch erheblich weiter, so wurde neben verschiedenen Neuauflagen der Schriften Georg Grimms auch die Zeitschrift YĀNA immer populärer. Die besondere Handschrift von Māyā Keller-Grimm und Max Hoppe (Br. Dhammapālo) trägt der buddhistische Katechismus „Im Lichte des Meisters“, welches einen umfassenden Einblick in das Leben und die Lehre Buddhas eröffnet.

Aus gesundheitlichen Gründen trat Māyā Keller-Grimm im Jahr 1977 aus dem Ältestenrat aus, sie ging im Jahre 1990 von uns. Max Hoppe übernahm seit ihrem Austritt die Leitung des Ordens bis zu seinem Verscheiden 1992.
Das Haus Georg Grimms, welches die Zentrale der Altbuddhistischen Gemeinde in Utting am Ammersee war, wurde zwischen 1995 und 2000 umfangreich von innen saniert, leider löste sich die Altbuddhistische Gemeinde aufgrund einiger Probleme zwischen 2000 und 2002 auf.
Das Grundstück wurde dann vom Naturschutzverein übernommen. Dieser veränderte nicht viel am Grundstück und beließ es im übernommenen Zustand größtenteils. Seit 2005 befindet es sich in Privatbesitz einer anderen Familie.

Einige der bekanntesten Mitglieder der Altbuddhistischen Gemeinde waren:

GEORG GRIMM

Georg Grimm (25. Februar 1868 – 26. August 1945) hatte auf Wunsch seiner Eltern zunächst Theologie studiert. Da er jedoch im Christentum keine religiöse Erfüllung und infolgedessen keine innere Berufung fand, widmete er sich intensiven privaten philosophischen Studien, insbesondere der Werke Arthur Schopenhauers. Die Übersetzung aus dem Pāli-Kanon durch K. E. Neumann (1865 – 1915) führten ihn dann zur Buddhalehre. Es kam zu einem jahrelangen, in den letzten Lebensjahren Neumanns noch einmal besonders lebendigen Briefwechsel. So zollte Neumann in seinen letzten Lebenstagen dem 1915 erstmalig unter dem Titel „Die Lehre des Buddha. Die Religion der Vernunft“ erschienenen Hauptwerk Georg Grimms hohe Anerkennung. Seit 1908 hatte sich Georg Grimm selbst indologischen Studien sowie dem intensiven Studium der Pāli-Sprache gewidmet, um sich mit den Texten im Original auseinandersetzen zu können.

Georg Grimm, der sich beruflich für die juristische Laufbahn entschieden hatte, wurde 1920 aus gesundheitlichen Gründen als Oberlandesgerichtsrat pensioniert. In Kreisen, die ihn als Juristen kennengelernt hatten, galt er als „der mildeste Richter Bayerns.“ 1933 verließ er München, um sich nach Utting am Ammersee zurückzuziehen, in dessen ländlicher Stille er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.
Mit dem bekannten Indologen und Philosophen Paul Deussen (1845 – 1936), dem Jugendfreund Nietzsches, verband ihn eine jahrelange Freundschaft, die bis zum Tod des großen Kenners der Veden und Upanishaden anhielt. Gemeinsam mit dem Indologen und Übersetzer aus dem Pāli-Kanon Karl Seidenstücker (1876 – 1936) gründete Georg Grimm 1921 die Altbuddhistische Gemeinde, deren Sitz Utting am Ammersee war.

Die Frühbuddhistische Lehre von Georg Grimm, seine Schriften im Originalscan,
Nachschriften sowie Hörbücher finden sich hier


Lebensbild von Georg Grimm, mit freundlicher Unterstützung bereitgestellt von:
https://www.georg-grimm.at/

MĀYĀ KELLER-GRIMM

Geboren am 29. 07. 1899 in Würzburg, Verstorben am 15. 02. 1990 in Utting am Ammersee. Das einzige Kind Georg Grimms erwies sich nach dessen Tod im Jahre 1945 als die große Bewahrerin seines genialen Lebenswerkes und die maßgebende Impulsgeberin für seine schöpferische Weitergestaltung. Sie wuchs in Tirschenreuth im Bayerischen Wald auf. Mit 11 Jahren kam ihr Vater Georg Grimm 1910 als Landesgerichtsrat nach Neubiberg bei München. Vielleicht die entscheidende Wende in ihrem Leben trat wohl ein, als Georg Grimm zu seinem 40. Geburtstag von seiner Gattin die dreibändige Ausgabe der Mittleren Sammlung in der Übersetzung von Karl Eugen Neumann geschenkt bekam. Von nun an verfolgte Māyā Keller-Grimm mit größter Aufmerksamkeit und Hingabe das Wirken ihres Vaters, das bald weite Kreise zog. Am 20. Juli 1921 wurde die Vorgängerin der Altbuddhistischen Gemeinde, die „Loge zu den Drei Juwelen“, ins Leben gerufen, wobei Māyā Keller-Grimm neben ihrem Vater und Dr. Karl Seidenstücker zu den Gründungsmitgliedern gehörte. Am 10. Oktober 1927 heiratete Māyā den Münchener Kunsthändler Hans Keller und trug seitdem den Doppelnamen Keller-Grimm. 1933 zogen die Familien Grimm und Keller in ein von Georg Grimm erworbenes Haus in Utting am Ammersee. Schnell entwickelte sich in der Altbuddhistischen Gemeinde ein reges Gemeindeleben, vielen Suchenden gab sie Trost und Orientierung. Die prägende Handschrift Māyā Keller-Grimms findet sich besonders auch im Katechismus der Altbuddhistischen Gemeinde – „Im Lichte des Meisters.“ 1977 trat sie aus Gesundheitlichen Gründen aus dem Ältestenrat aus. Māyā Keller-Grimms Hingabe für die Verkündung der religiösen Buddhalehre entsprang ihrem tief veranlagten Naturell, ihrer großen Intelligenz, ihrer Religiosität, ihrer Herzensgüte und gelassenen Heiterkeit.

MAX HOPPE (BRUDER DHAMMAPĀLO)

Geboren am 24.04.1907 in Klein Bresa/Breslau, Verstorben am 30.10.1992 in Utting am Ammersee. Bruder Dhammapālo, wie Max Hoppe seit Beginn der 1960er Jahre von seinen Freunden und Verehrern genannt wurde, war neben Māyā Keller-Grimm der Bewahrer und Vermittler des Erbes Georg Grimms. Insbesondere nach dem aus gesundheitlichen Gründen erfolgten Rückzuges von Māyā Keller-Grimm aus dem Ältestenrat und der Schriftleitung des „YĀNA“ im Jahre 1977 war Br. Dhammapālo der spiritus rector der Altbuddhistischen Gemeinde und deren charismatischer Mittelpunkt.
Auf der Suche nach Antworten begann er sich vor allem mit Neuplatonismus zu beschäftigen. Im Jahre 1937 machte er die Bekanntschaft mit Georg Grimm und der Lehre des Buddho. 1939 wurde Max Hoppe zur Wehrmacht eingezogen, in der er als Funker in Russland eingesetzt wurde. Gegen Ende 1942 erlitt er eine Schussverletzung am Knie und wurde in ein Lazarett verlegt. Kurz nach Kriegsende begab sich Max Hoppe durch das verwüstete Deutschland nach Utting, wo er von der Familie Grimm aufgenommen wurde. Seit dem Beginn seines Wirkens und seiner späteren Wahl zum Mitglied des Ältestenrates hielt Br. Dhammapālo unzählige Vorträge und leitete viele „Wochen des Beisammenseins.“ Er war aber auch neben Māyā Keller-Grimm der Hauptautor der Zeitschrift „YĀNA.“ Sehr bald wurde Br. Dhammapālo auch außerhalb der Altbuddhistischen Gemeinde ein gern gesehener Gastredner. Hier erwies er sich oft im freundschaftlichen Gespräch mit Vertretern anderer Religionen als wahrer Brückenbauer. Seit 1949 erschienen in den meisten Heften des YĀNA Artikel und Vorträge von ihm, die sich durch sprachliche Gediegenheit, intellektuelle Schärfe und vor allem durch religiös-philosophische Tiefe auszeichneten.

HAUS DER ALTBUDDHISTISCHEN GEMEINDE IN UTTING AM AMMERSEE

„Es gibt ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes, Nicht-geschaffenes, Nichtgestaltetes. Wenn es dieses Nichtgeborene, Nichtgewordene, Nichtgeschaffene, Nichtgestaltete nicht gäbe, so wäre ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen.

Weil es aber ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes, Nicht-geschaffenes, Nichtgestaltetes gibt, deshalb ist ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten zu erkennen.

Das Geborene, Gewordene, Geschaffene, Gestaltete, Unbeständige, das Nest der Krankheiten, das Ausein-anderbrechen, durch den Strom der Nahrung Werdende:
es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden.

Das Entrinnen aus ihm ist der friedvolle Zustand, der nicht im Bereich des begrifflichen Denkens liegt, den Sinnen unzugänglich, das Beständige, die ungeborene,
unentstandene Stätte, frei von Kummer und Leidenschaft,
wo die leidvollen Dinge aufgehoben sind,
wo das Wohlbefinden herrscht, das das selige Zurruhekommen der Hervorbringungen mit sich bringt.“

(Itivuttaka 43)

Grabplatte von Georg Grimm

GRABSCHRIFT

Ich bin entwischt:

Was hier verfault, das bin ich nicht,
so wenig wie entleerter Kot.

Drum klaget nicht, dass Kot verfault,
und grämt euch nicht, dass Licht verlischt.

Es flammt ja neu im All empor
und glänzt so hell wie je zuvor.

Und flammt Bewußtsein nicht mehr auf,
Nibbānas Heil wär’ dann mein Teil:

Die ganze Überschwenglichkeit
der schrankenlosen Ewigkeit.

Was Gott, was Ding an sich man heißt,
erhaben über Stoff und Geist,

unsagbar höher als Vernunft,
der Wesen letzte Unterkunft:

Ja, dorthin, dorthin will ich flieh’n,
hineinerlöschend still verglüh’n.

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